1. Liga - Saison 2011 / 3

Fortsetzungsgeschichte!

Arminia Bielefeld ist Meister. Und das letztendlich mit stolzen 7 Punkten Vorsprung. Ab Spieltag 11 gab es einen ostwestfälischen Tabellenführer, der letztendlich nur noch theoretisch abzufangen war. Bielefeld bestach durch zwei starke Serien zu Saisonbeginn und hatte nach hinten heraus deutlich mehr Kraft als man vermuten mochte. Bielfeld ist ein verdienter Meister, auch, weil Rudorf vor allem taktisch überragende Ergebnisse ablieferte. Seit Magier Friedrichs Aufstiegsmeisterschaft mit Madrid, 2006/1, hat es keine Mannschaft mehr geschafft mit 70 oder mehr Gegentoren Meister zu werden. Rekordhalter bleibt diesbezüglich zwar Friedrich, aber Rudorf hat sich in den Olymp der Taktiker geschossen. Das einzig bittere an dieser Meisterschaft ist, ab jetzt gibt es keine Verbesserung mehr. Und das Bestätigen des Titel ist beileibe kein Selbstläufer.

Mit Mainz und Uli Zeul haben wir einen nicht erwarteten Vizemeister. Eine unglaubliche Serie zum Abschluss katapultiert einen regelmäßigen Vertreter des Abstiegskampfes nach oben. Chapeau! Und Mainz war drauf und dran einen absoluten Rekord einzustellen. Wäre da nicht die Schlacht von La Coruna gewesen. So reicht es nun leider nicht für eine neue Bestmarke im Tore verhindern. Aber Mainz stellt trotzdem einen neuen Vereinsrekord auf. Platz 5 aus der Saison 2008/2 ist geknackt. Und das graue Maus Image ist besiegt. Rheinhessen hat ein neues Aushängeschild.

Ajax landet schlussendlich auf dem 3. Tabellenplatz. Wenn man die gesamte Saison betrachtet ist dies ein bravouröses Ergebnis. Der Start war schließlich völlig verschlafen worden. Allerdings dürfte Baier ein wenig damit hadern, dass Platz 2 noch verspielt wurde. Ajax war auf Schützenhilfe angewiesen, welche Stuttgart verweigerte. 11 Siege in der Rückrunde lassen auf eine starke Form schließen. Vielleicht kann Baier die Form mitnehmen in die nächste Serie.

Zum Unger ist es schwierig die richtigen Worte zu finden. Seit seinem Wiederaufstieg hat er die bisher schlechteste Saison hingelegt. Platz 4. Aber, es gibt sicherlich 10 Vereine in der Liga, die dies gerne einmal erreichen möchten. Genauso ratlos wie ich das nun bewerten soll dürfte der kleine dicke Blonde auch sein. Woran lag es? Der Start war Grütze. Die Rückrunde brachte eine Durststrecke welche einen Absturz bedeutete. Hauptgrund dürfte aber etwas wenig typisches für Unger sein. In den bisherigen Saisons war er Garant für Bonustore. Diese Saison hat er davon magere 2 erspielt. Beide aus Knüllerspielen… Das ist definitiv zu wenig, auch für ungersche Ansprüche. Keine Serien, keine hohen Siege… Bzw. zu späte hohe Siege. Absteigender Ast? Man wird sehen.

Auf Platz 5 finden sich die Rangers ein. Hoffnungsvoller Start, starker Schlussspurt. Aber das reicht einfach nicht, wenn der Rest der Saison gepfuscht wird. Es ist eine grundsätzlich solide Arbeit die in Glasgow geliefert wird. Aber sie ist auch sehr bieder. Für ein Spitzenteam ist ein Wert, genau wie bei Bodö, beschämend. 2 Bonustore über diese Saison sind zu wenig. Meisterschaften werden anders gemacht. Und zudem scheint sich die Liga mit Vengels Aufholtaktik arrangiert zu haben. Nun habe ich hier womöglich, ein wenig schönes Bild gezeichnet. Aber, die Rangers sind nun seit 5 Saisons in Liga 1 dabei. Nie schloss man schlechter als Platz 7 ab. Zudem war seit 2011/1 immer ein internationaler Startplatz erreicht worden. Vengels schafft schlichtweg gut. Wer Meister werden will, muss aber sehr gut sein.

Am Atlantik hat La Coruna ein Wechselbad der Gefühle für seine Fans fabriziert. Fast die ganze Saison ist eine Staffel von Serien. Im Guten wie im Bösen. 3 schlechte Serien mit insgesamt 11 Niederlagen, umrahmen 2 Siegesserien mit insgesamt 12 Siegen. Diese Serien spiegeln auch den Saisonverlauf gut wieder. Passabler Start, Absturz, Phönix aus der Asche, und am Schluss Kurskorrektur. Burger dürfte im Großen und Ganzen zufrieden. Sensationell: Die Rückrunde war ein Traum für neutrale Fußballfans. Wer Tore sehen wollte, musste sich nur Spiele mit Burgers Beteiligung ansehen. In 11 der 17 Spiele fielen 5 oder mehr Tore. Und mit dabei, Spiele die zur Legendenbildung beitragen können. Ja, Fan von La Coruna zu sein bedeutete diese Saison, alles aushalten zu müssen und alles erleben zu dürfen. Einfach geil…

Der nächste Wahlspanier Friedrich legte los wie die Feuerwehr. Bis zum 7. Spieltag wurde Gegner entweder gedemütigt oder taktisch clever niedergerungen. Danach ging es zunächst leicht abwärts, aber stets mit Tuchfühlung nach ganz oben. Das Punktepolster war eben schon gut gefüllt. Mit Ende der Hinrunde begann aber eine besonders auswärts heftige Schwächephase. 7 Auswärtsniederlagen am Stück taugen einfach nicht, um dauerhaft dranzubleiben. Dann noch mal saublöd daheim verlieren und schnell ist die Luft raus. Wären die letzten 4 Spiele nicht von 10 Punkten gekrönt, wäre die Saison wohl enttäuschend gelaufen. So jedoch bleib es bei der Schadensbegrenzung. Friedrich wäre aber nicht Friedrich, wenn die Saison nicht bereits abgeschlossen wäre. Mit dem Blick nach vorne wird in Spanien schon wieder an einem spielstarken Kader für die nächste Saison gefeilt.

Mit Christian Beißmann, seit 2004 als Trainer, gelang heuer die beste Platzierung in der Liga42 Historie. An der Anfield Road ist Stabilität eingekehrt. Zwar war die Hinrunde eher mau, zwischendurch fand sich Beißmann sogar mal in der der Nähe der Abstiegsränge wieder, aber sowohl das Ende der Hinrunde, als auch die Rückrunde sind wirklich gut gelaufen. Punkte wurden regelmäßig eingefahren, von zwei Niederlagen am Stück abgesehen wusste Liverpool stets die richtige Antwort auf eine Niederlage. Die Mittelengländer hatten 10 Knüllerspiele in der Saison. Absoluter Spitzenwert. Bilanz: 4 – 1 – 5. Für die nächste Saison dürfte vielleicht erstmals ein wenig nach oben geschielt werden, zaghaft.

Oh Eintracht, was kann man dich alles nennen, aber einer deiner Beinamen spiegelt hervorragend die Saison wieder. Launische Diva. Eine Saison lang spielt die Eintracht immer um Platz 6 herum. Manchmal besser, manchmal schlechter. Zwischendrin sogar mal als Titelaspirant. Und im Endtableau? Ein magerer Platz 9. An 7 Spieltagen der ganzen Saison stand die Eintracht auf dem 9. oder 10. Platz, sonst stets besser. Großes Schulterzucken bei den Verantwortlichen, wie es zu dem Absturz zu Abschluss kommen konnte. Aus den letzten 8 Spielen wurden noch magere 7 Punkte geholt. Die Fitness stimmte grundsätzlich. Glimt Duisburg und der GC sahen auch den vorhandenen Spielwitz der Frankfurter. Ein Motivationsproblem? Anders eigentlich nicht erklärbar. Kopfarbeit in der Saisonpause in Hessen.

Stuttgart ist die Mannschaft, welche eines der spürbarsten Effektivitätsprobleme hatte. Es gab eine Saisonphase, in der Hinrunde, in der Stuttgart aus 6 Spielen 18 Punkte holte, bei einem Torverhältnis von 27:4. Die Cannstatter Kurve oder auch mal die Gästekurve, besonders in Mallorca, rauchte regelmäßig bei diesen Ergebnissen. Zu dieser Zeit, als der Sportjournalismus auf einem Tiefstand war, sprach man von einem weißen Ballett in Stuttgart. Nichts und niemand schien dieser Truppe gewachsen. Zudem hatte Hübner eine Abwehrformation gefunden, die sehr sattelfest wirkte. Das Feld war bestellt. Unmittelbar auf diese unglaubliche Phase folgte eine andere: 7 Spiele, 4 Punkte und 4:8 Tore. Die Tragik dieser nackten Zahlen spricht für sich. Ein Traum zerplatzte. Die Mannschaft wirkte demoralisiert und fand nicht mehr zurück in die Spur. Zwar hielt der Abwehrverbund noch lange recht gut zusammen, aber im Saisonfinale öffneten sich die Schleusen: Aus den letzten 8 Spielen wurden 32 Gegentore mitgenommen. Das sind mehr als die Hälfte aller Stuttgarter Gegentore der Saison! Auch in Stuttgart sind heute weniger klassische Mannschaftsbetreuer gefragt, als vielmehr Psychologen. Hoffen wir, dass Hübner die richtigen Lehren zieht. Wenn ihm das gelingt, dann wird Stuttgart den Weg nach oben finden.

Hoffmann hieß der Trainer, welcher erstmals Mallorca auf einen 1. Tabellenplatz führte. Wie bitte? Ja, doch. Am ersten Spieltag ging Bielefeld mit 5:0 unter, 3:1 musste sich danach Cagliari geschlagen geben. 2 Spieltage lang war Mallorca der Nabel der Liga42 Welt. Mallorca legte einen überzeugenden Saisonstart hin. Manch ein Traum wurde geboren. Die Realität kam aber zu schnell zurück. Es folgte eine schwache Phase mit etlichen Niederlagen, dann ein Zwischenspurt und am Ende ein mehr oder weniger regelmäßiger Wechsel von Sieg und Niederlage. Mallorca war zum Schluss Abonnent auf Platz 12, stand aber nie schlechter da. Gefahr kam nie auf. Es plätscherte zu Ende. Platz 11 ist okay, aber nach nun 2 Erstligasaisons gibt man sich auch in Palma kampfeslustig. Kleine Sache noch am Rande: Mallorca kennt nur hopp oder top. Kein einziges Unentschieden an 34 Spieltagen. Wenn schon denn schon. ;)

Was für Amplituden wird man sich denken, wenn man sich die Fieberkurve des GC anschaut. Mancher spricht auch von einem Alpenpanorama. Wallner war in der abgelaufenen Saison nie auf den Tabellenpätzen 1, 14, 15, 17 oder 18. Alles andere wurde in Zürich gefeiert oder betrauert. Start und Ende der Saison vergeigt und zwischendrin eher überdurchschnittlich. Überdurchschnittlich war auch ein anderer Wert, der praktisch der Gegenentwurf zu Mallorca ist. 5 Unentschieden sind eine Menge für Liga42 Verhältnisse. Die dort „verlorenen“ Tore haben wo anders gefehlt. Typisch Schweiz, und mächtig kurios, auch die Präzision eines Uhrwerks. Exakt ein einziges Mal in der abgelaufenen Saison steht Wallner auf Platz 12. An Spieltag 34. Aber damit exakt dort, wo alle Saisons im Jahr 2011 endeten. Der Bogen zum Beginn ist damit geschlagen: Alle Amplituden nutzen am Ende nichts. Platz 12 ist gesetzt! Und die Verteidigung desselben für die nächste Saison ist bereits als Ziel herausgegeben.

In Malaga gab es eine Premiere. Lothar Gilch gab seine Visitenkarte in der Liga42 ab, als Nachfolger des ewigen Gegenheimers. Und wenn man sich die letzten 5 Saisons des Vorgängers ansieht, hat sich der Wechsel ohne große Veränderungen vollzogen. Malaga startete gut in die Saison, hatte aber seinen Knacks nach der Niederlage gegen die Bielefelder. Von da an gab es etwas mehr Schatten als Licht und ein stetiges Abrutschen in der Tabelle. Zwar spielte Malaga tabellarisch lange am Rand des Abstiegs, allerdings immer mit stattlichem Torkonto, so dass es immer nur eine theoretische Gefahr gab. Ein Zwischenhoch in der Rückrunde und begeisternde Spiele zum Finish. Das war für ein mittelmäßiges Team in einer mittelmäßigen Saison.

Diyarbakirspor mit traditionellem Start und Dauerabo in den Hinrunden auf Tabellenplatz 18. So war es erwartet, genauso trat es ein. Zeul’sche Strategie möchte man meinen, wäre da nicht der Mainzer Zeul, der nun anderes bewiesen hat. Nach 9 Punkten aus der Hinrunde begann zur Rückrunde der obligatorische kometenhafte Aufstieg. So der Plan… Aber was war passiert? Die Liga kennt die Taktik und schon in der Hinrunde spuckten Stuttgart, Bodö und Bielefeld in die Suppe. In der Rückrunde sorgten Strasbourg und Bielefeld dafür, dass Zeul schlussendlich nur auf Platz 14 mit der geplanten Aufholjagd kam. Früher wurden auf diese Weise durchaus noch einstellige Platzierungen erreicht. Bin gespannt, ob Diyarbakirspor einen Kurswechsel vollzieht. Denn dieses Spiel kann durchaus mal nach hinten losgehen! Anekdote? Zeul wäre geflogen, wenn er in der Hinrunde nicht gegen Mainz die Auftaktserie von 7 sieglosen Spielen beendet hätte.

Der glücklichste Trainer der Liga ist womöglich Trainer am Ende. Platz 15 sollte so etwas vermuten lassen. Eine Saison wie ein Krimi. Der Aufsteiger bot seinen Fans emotional eine ganze Menge. Auftaktheimsiege, danach heimwärts lange ohne Punkte, dafür aber auswärts immer wieder mal erfolgreich. Dennoch reichte es nie, sich von den Abstiegsrängen abzusetzen. Ab dem 8. Spieltag war es Abstiegskampf pur. Und dieser wurde erst ganz zum Schluss für Marseille entschieden. 2 Siege und ein Unentschieden reichten um Duisburg zu verweisen. Der Jubel im Stade Velodrome war grenzenlos, als das Ergebnis der Zebras aus Bodö gemeldet wurde. Es heißt also auch in der nächsten Saison „Droit aut but“.

Des einen Freud, des anderen… Um Duisburg sah es schon früh nicht gut aus. Es waren die verflixt knappen Niederlagen, die wohl den Ausschlag gaben. Malaga, Bielefeld, Amsterdam, Frankfurt und Madrid in der Hinrunde. Stets mit einem Tor Differenz verloren. In der Rückrunde waren es La Coruna, Strasbourg, der GC und wieder die Eintracht welche die denkbar knappste aller möglichen Niederlagen brachten. Mit einem einzigen Wort beschrieben: Effizienzproblem. Die Duisburger spielten nie schlecht. Duisburg bot nur 3 Gegnern den Bonus eines hohen Sieges. Ein guter Wert für einen Absteiger. Der Aderlass aus den knappen Niederlagen fiel aber zu heftig aus. Der Atem wurde kurz zum Schluss und die schlechten Prognosen bewahrheiteten sich. Es fehlten Tore… Sie galoppieren nun wieder in Liga 2. Hoffentlich nicht so lange wie zuletzt, als es 11 Saisons dauerte, um die Meidericher in Liga 1 wiederzusehen. Bis bald!

Strasbourg startete gut und erlitt danach das gleiche Schicksal wie Duisburg. Nur noch etwas schlimmer: 7 Niederlage in der Hinrunde mit einem Tor Differenz. Und das bei 17 eingesetzten Toren! Bitter. Das war schon früh tödlich für den Saisonverlauf und die Moral. Moral? Tödlich für die Moral? Nein, die stimmte einwandfrei. Strasbourg bewies großen Sportsgeist mit seinen Ergebnissen. Auszug gefällig? In der Rückrunde siegte Strasbourg auf fremden Plätzen in Duisburg, Cagliari, bei Diyarbakirspor, in Marseille und Frankfurt. Von Wettbewerbsverzerrung also keine Spur. Alle Abstiegskämpfer bekamen es mit aufopferungsvoll kämpfenden Elsässern zu tun. Schade um Strasbourg! Au revoir!

Und der Don? Wenn du mal kein Glück hast, kommt auch noch Pech dazu. 93 Gegentore; nur Mallorca kann in etwa mitfühlen. 60 geschossene Tore; nur Duisburg weiß wie wenig oft man dann gejubelt hat. Zu Recht hadert er mit der wenig zufrieden stellenden Gesamtsituation. Nicht ein einziges Bonustor erwirtschaftet, im Gegenteil, Strafe kassiert. Nicht einmal der gnadenlose Ligaleiter war damals zu bestechen, folgende Runden freizuschalten. Und so muss der Don nun wieder aufbauen, ein Team, das zurückkommen kann. Und bei aller Trauer gibt es doch eine Kleinigkeit, die den Don erfreuen dürfte: Was ist grün und stinkt nach Fisch? Liga 2 hat eines der rassigsten und begeisterndsten Duelle gewonnen.

Bald geht’s wieder los! Bis dann.

Micha

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